An diese Stelle sollte eigentlich heute ein anderer Text. Einer in dem ich mir den Raum nehme über ein Erlebnis zu sprechen. Stattdessen habe ich beschlossen diesen Raum heute anderweitig zu nutzen.
Ich war gestern mit einem lieben Menschen etwas trinken. Einem lieben Menschen, der mir etwas erzählt hat, dass ihn bewegt. Statt zuzuhören und Raum zu geben für die Lebensrealität dieses lieben Menschen, habe ich seine Situation mit der einiger anderer Personen aus meinem Umfeld verglichen. Ziel war es eigentlich zu signalisieren „Du bist nicht allein“. Was ich stattdessen aber wirklich getan habe, war Raum weg zu nehmen. Platz einzunehmen, den ich nicht brauche, der mir nichtgehört, weil ich in diesem Kontext nicht betroffen bin. Statt zuzuhören und den Schmerz dieser Person auszuhalten, habe ich versucht es besser zu machen (vielleicht sogar eher für mich als für diesen Menschen). Aber nicht in dem ich für Sichtbarkeit sorge, sondern in dem ich genau das Gegenteil tue. Meine Aufgabe wäre es gewesen einfach mal die Fresse zu halten. Zuzuhören. Nicht zu versuchen Parallelen zu finden, sondern einfach sein zu lassen. Denn die Person hat recht: „einen Scheiß“ weiß ich.
Die Aufgabe von Nicht-Betroffenen¹ ist es nicht, zu zeigen wie viel Ahnung sie von einem gewissen Thema haben. Solange von Ausschluss betroffene Menschen über Erfahrungen sprechen, die diesen Ausschluss widerspiegeln, gilt es die Klappe zu halten und diese Person reden zu lassen. Sich selbst zurück zu stellen, weil mensch es sonst nicht muss, die erzählende Person aber schon. Den Unmut und die Ohnmacht auszuhalten! Denn das müssen diese Menschen jeden Tag. Das ist die Aufgabe, nicht realitätsferne Tipps geben!!!
An dieser Stelle also ein großes „Entschuldigung“ an die Person, die ich gestern damit verletzt habe und ein großes „FUCK YOU“ an mich selbst!
¹ meint immer die Menschen, die gerade von bestimmten strukturellen Missständen nicht negativ betroffen sind. Z.B.: Weiße, wenn es um Rassismus geht. Typen, wenn es um Sexismus geht. Hetero-Cis*-Menschen, wenn es um Heteronormativität und Heterosexismus geht etc.
W-O-R-D!
Mach ich ständig und ich hasse mich dafür.