Kinder HAT mensch nicht!

Mit dem Artikel „Wie wir über Kinder sprechen“ ( http://literatier.wordpress.com/2013/02/16/wie-wir-uber-kinder-sprechen/ ), hat Nicole von Horst etwas angesprochen, das mir schon länger auffällt. Viele Menschen HABEN Kinder. Was sie damit meinen, ist, sie ziehen Kinder groß, Kinder sind Teil ihres Lebens, sie sind für Kinder verantwortlich, aber leider auch viel zu oft, sie besitzen Kinder.
Mensch könnte nun sagen „,haben‘ ist eigentlich ein recht unspezifisches Verb. Es markiert zwar Besitz, aber doch viel weniger stark als “besitzen” oder “gehören”. Und dann ist es auch noch als Hilfsverb unterwegs. (…) Ich habe so viel – ich habe ja nicht nur ein Kind oder zwei, sondern auch Brüder, Eltern, und meine Großeltern habe ich in der Vergangenheitsform. Ich habe eine Allergie und eine Begabung, ich habe Heimweh und Sehnsucht, ich habe auch ein graues Sofa (…)“
Aber bei mir verursacht das Wort “haben” in Bezug auf Kinder tatsächlich Bauchschmerzen. Denn im Gegensatz zum Sofa, zu den Geschwistern und Großeltern, ist ein Kind abhängig, wehrlos in einer asymmentrischen Beziehung aller empfindlichster Sorte “gefangen”. Kinder wurden lange als Besitz ihrer Eltern gesehen und auch heute ist “Das ist MEIN Kind” ein totschlag argument, wenn mensch rüde Eltern darauf hinweist, dass es dem Kind unter umständen nicht gut tut, wenn man es am Hals packt oder es schüttelt. Dass Kinder eigene Individuen sind, ist rechtlich noch nicht all zu lang so. Und die Kinderrechte, was wissen wir schon über die? Wo stehen die? Wie verbindlich sind die? Wer hat sie aufgestellt? Wer anerkannt (Die USA zum Beispiel nicht, weil die Kinder tatsächlich als Eigentum der Eltern behalten wollten). Tun wir nicht so, als wären “wir ” über diesen Punkt erhaben. Auch wenn Kinder aus einer Familie rausgenommen werden, wird oft vom Wegnehmen gesprochen. Aber mensch nimmt niemanden das Kind weg. Es wird zum Wohle des Kindes (im besten Fall) aus einer Familie heraus genommen. (Leider viel zu selten meiner Meinung nach). Denn es ist unmöglich jemenschen etwas wegzunehmen dass ihr_ihm NICHT GEHÖRT!
Darüber hinaus habe ich als weißer Mensch zurecht Unwohlsein dabei einen Menschen zu “HABEN”, denn in der Vergangenheit dachten wir schon häufiger den Anspruch zu besitzen entrechtete, (von uns) schlechter gestellte Menschen unser Eigen nennen zu dürfen.
Es geht leider noch viel zu oft um Macht und um Besitzansprüche in Eltern-Kind-Beziehungen. Und ich stimme zu, dass mensch das auch gern in der Sprache reflektieren darf und das nicht nur als kleines unwichtiges Hilfsverb abtun sollte. Es ist nicht schwer zu fragen, ob Mensch ein Kind großzieht. Oder zu fragen ob Kinder Teil des Lebens des Gegenübers sind. Es muss nicht technisch klingen, ich tue das schon länger und den wenigsten fällt es auf. Darauf zu achten mag ungewohnt sein, weil “haben” so gängig ist. Kein Grund das nicht zu hinterfragen/reflektieren!

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