Da es in dieser Welt offensichtlich keine ersthaften Probleme mehr gibt, scheint es nun an der Zeit, dass alle Welt sich mit dem Umstand der Biphobie auseinander zu setzten hat.
Meine Gedanken zu dieser tiefschürfenden Debatte:
1. Es gibt so etwas wie Biphobie nicht. Wird jemensch auf die Privilegien einer gelebten, wenn vielleicht nicht dauerhaften oder ausschließlichen Heterosexualität hingewiesen, ist das noch keine Diskriminierung. Wird jemensch diskriminiert, weil das Leben nicht hetero genug geführt wird, ist das auch keine Biphobi, sonder Homophobie.
2. Zu behaupten es gebe Biphobie vor allem als Vorwurf gegen Queers, macht Lebensrealitäten unsichtbar. Sowohl jene, die tatsächlich (unter Umständen täglich) von homofeindlicher Diskriminierung betroffen sind, als auch jene, die weil sie „zufällig“ gerade hetero leben sich zumindest im Moment auf Hetero-Privilegen ausruhen dürfen.
3. Der „Zufall“ gerade hetero zu leben, ist kein Zufall und blendet gesellschaftliche Verhältnisse aus.
4. Es interessiert mich nicht, mit wem Du schläfst.
5. Bi ist kein politischer Begriff. Lesbisch beispielsweise ist ein Begriff mit einer langen Widerstandsgeschichte, der weit mehr meint als Frauen, die mit Frauen schlafen und der nicht automatisch von cis-positionen ausgeht. Bi ist ohne eine solche Geschichte einfach nur ein Label des Labels wegen und ignoriert die durch die Historie gewachsene Bedeutung anderer Selbstbezeichnungen.
6. Es interessiert mich nicht mit wem Du schläfst.
7. Hetero-Privilegien nicht zu benennen, sondern Bi-Geschwurbel an den Start zu bringen, konstruiert Betroffenheiten.
8. „Nicht erkannt zu werden“ nervt, das weiß ich selbst. Aber Aus dem Umstand nicht beschimpft, bespuckt, zusammengeschlagen oder angegriffen zu werden eine Form der Diskriminierung zu machen ist haarsträubend.
9. Als „zu hetero um angegraben zu werden“ zu gelten nervt genauso sehr. Aber diese Abwehr von vielen Lesben und Queers kommt nicht von irgendwo her oder weil sie so diskriminierend oder „biphob“ sind, sondern sind Resultat einer Abgrenzung zu täglich erlebter Diskriminierung und damit nicht immer nett oder angenehm, aber im Kontext betrachtet oft durchaus legitim. (Deal with it)
10. Es interessiert mich nicht, mit wem Du schläfst.
11. Eine Imagination von etwas das jemensch sich vielleicht irgendwann mit irgendjemenschen vorstellen könnte, ändert noch keine gesellschaftliche Position. In der Regel auch nicht es mal ausprobiert zu haben.
12. Die Verteilung von Kraft, Energie, Zeit und Ressourcen zu Gunsten von hetero Arrangements, trotz oder neben einer homo/queeren/what ever Beziehung/Liebschaft/Affäre/What ever bleibt heteronormativ.
13. Darauf hinzuweisen ist ebenfalls nicht biphob
14. Biphobie entnennt tatsächliche Diskriminierungskategorien (Heterosexismus, Cis-Sexismus, Sexismus) um bestehende Privilegien zu verschleiern.
15. Und es interessiert mich nicht mit wem Du schläfst.
16. Das Konzept von bi zu kritisieren, weil es an einer Geschlechterbinarität festhält und oft als Betroffenheitsinszenierung oder neustes Accessoire herumgezeigt wird, ist nicht biphob.
17. Als „zu feminin“ zu gelten, hat wenig mit Biphobie zu tun. Auch dafür gibt es bereits einen ausgezeichneten Bergriff: Femininitätsfeindlichkeit.
18. Die Frage, warum wird sich in welchen Situationen in bestimmten Räumen als bi gelabelt wird, ist legitim und wichtig. Als Abgrenzung zu den richtigen Homos? „Um nicht „zu homo“ zusein? Als Annäherung an die Heteros? Um nicht „zu unhetero“ zu sein? Welchen Zweck erfüllt das Label, außer sich zu polstern oder abzugrenzen?
19. Diese Fragen sind mögen Motive unterstellen, sind aber deswegen nicht biphob.
20. und am wichtigsten für die Diskussion, die es wohl oder übel geben wird: Es interessiert mich nicht mit wem Du schläfst.
Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird bei entsprechenden Kommentaren gerne um weitere Aspekte ergänzt.
Ein Gedanke zu „Es interessiert mich nicht mit wem Du schläfst… 20 Punkte die Du über Biphobie wissen solltest.“